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"Pessimismus"? (Schopenhauer)
"Supertrick"? (K. Wilber)
   
 


Schopenhauers Weltdeutung ringt mit zwei unversöhnlichen Gegensätzen:

Ist-Zustand / erlebte Welt:         - Leid – Unglück - Ungerechtig­keit – Egoismus – Hass – -  Langeweile    - Tod

Soll-Zustand / erahnte Welt:  - Freude – Glück – Gerechtigkeit – Selbstlosigkeit – Liebe – Lebensfreude - Leben

Ziel: Herstellung bzw. Rettung des „Soll-Zustandes“ der Welt durch Widerstand gegen die erlebte Welt, durch Verneinung ihres Prinzips (des Willens zum Leben). Die Ruhe vor dem ewig fordernden Willen führt zu einem dauerhaften Glück.

In der Haltung des bloß Erkennenden wird der Mensch frei von ich-bezogenen Interessen, vom Drang der Wünsche und vom ständigen Fürchten und Hoffen.

Was bleibt für diese unsere endliche Existenz?

real: Ärger über den Skandal des Leidens, Resignation, Zynismus, bestenfalls  noch eine erhabene Melancholie – und für die anderen das Mitleid

ideal: Zustand der Ruhe und des Glücks




Frage: Kann es der Sinn unserer Existenz sein, elementare Impulse, die Ausdruck des „Willens“ sind, zu negieren und außer Kraft zu setzen versuchen?  (Sinn innerhalb eines evolutiven Prozesses?)

Auflösung des Konflikts im Tod: Der Gegensatz von Subjekt und Objekt wird beseitigt, aber das innere Wesen des Menschen bleibt unversehrt. Mit dem Verlust der Individualität erreicht der Mensch den Zustand wieder, den er vor seiner irdischen Existenz hatte, einen erkenntnislosen, aber nicht schlechthin bewusstlosen Zustand.  Er wird (wieder) mit der „Weltseele“ vereint.

Frage: Ist es angesichts dieser Situation nicht völlig gleichgültig, was ein Mensch aus seinem Leben macht?

Leerstelle in Schopenhauers System: Der Wert zentraler Lebensgefühle und Lebenseinstellungen wie Liebe, Freundschaft, Vertrauen, Zuwendung wird nicht erkannt.

 Der Grund für diese partielle Wertblindheit ist wohl in der Lebensgeschichte von Schopenhauer zu finden, in seiner Unfähigkeit, tiefer gehende personale Bindungen einzugehen und vertrauensvolle Beziehungen zu pflegen.

Desiderat:  Ein Deutungskonzept, das die personalen Beziehungen unseres Daseins rettet.

 Herausragende Leistungen von Schopenhauer:  Die Bedingtheit der Vernunft wird erkannt (sie steht unter dem Diktat des „Willens“) / Der Mensch wird in eine Entwicklung eingeordnet / Die „Verwandtschaft“ des Menschen mit den Tieren wird betont / Leid und Ungerechtigkeit werden nicht beschönigt /  Menschliche Schwächen und Fehler werden schonungslos aufgedeckt  / Das Ideal eines glücklichen Lebens wird entwickelt

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